Man stelle sich einmal vor, wie es irgendwann mal sein mag. Vorhersagen wären langfristig korrekt oder der nächste Swell ließe sich gegen einen entsprechenden Aufpreis zum nächsten Trip hinzubuchen. Einfach ein kleines bisschen mehr Sicherheit im Mikrokosmos der norddeutschen Surferseele, die magische Momente viel zu oft auf Facebook als am naßkalten Strand der Nordsee um vier Uhr morgens erlebt. Endlich die paar freien Tage im Jahr in Wellen verbringen, die denen, die wir früher in unsere Schulhefte gemalt haben, irgendwie nahe kommen. Nicht hunderte Kilometer Fahrt für Flatness oder viel zu viel Onshore.
Doch das bedeutet teilen. Und ich teile nicht gerne. Surfer sind Egoisten. Wer etwas anderes behauptet, der lügt! Klar, mit Freunden teilen wir gerne. Oder mit zwei, drei Fremden, wenn wir alleine am Spot sind. Etwas Unterhaltung, einander anfeuern, gemeinsam Spaß haben. Doch jeder weitere Surfer bedeutet weniger Wellen für jeden von uns, mehr Kampf, mehr gegeneinander. 30 Busse auf dem Parkplatz haben nichts von Abenteuer.
Wir haben Glück, denn nur vier andere Wagen stehen mit uns an diesem Morgen um vier unter der Woche am Strand und sehen, wie der Wind gerade auf Nordost gedreht hat und der Swell sich zu ordnen beginnt. Die Sandbank ein paar Meter den Strand rauf surfen wir ganz alleine. Das geht nur, weil die meisten nicht können, was wir machen. Ungefähr zwölf Stunden zuvor haben wir beschlossen den kurzen Trip zu starten und ich bin in diesem Moment sehr zufrieden damit, dass wir unser Leben derzeit für diese Trips organisieren. Hin und wieder wünsche ich mich vielleicht 20 Jahre zurück, als auch Spots wie Bunkers bei perfekten Bedingungen noch leer waren und nur wenige zufällig hierüber berichten konnten. Doch dann weiß ich auch heutige Vorhersagesysteme und modernes Neopren zu schätzen und bin ganz glücklich in dieser Zeit jung zu sein. Nicht in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit.