Erster Flensburger Beach Cleanup der Surfrider Foundation

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Vor zwei Monaten fand der erste Beach Cleanup der Surfrider Foundation in Flensburg, also Zuhause statt. Es ist zwar schon etwas her, aber das Thema ist für uns, die wir ständig um und im Wasser sind, ja ein allgegenwärtiges. Jährlich landen 6-7 Millionen Tonnen Plastik im Meer. Die Surfrider Foundation engagiert sich für den erhalt der Ozeane und veranstaltet regelmäßige Aufräumaktionen am Strand.

Es war ein Samstagmorgen kurz vor 10:00 Uhr. Clemens und ich waren auf dem Weg zu unserem ersten Beach Cleanup. Von weitem sahen wir schon eine größere Gruppe an der Hafenspitze stehen. Wir schauten uns an und dachten, sehen die nicht zu ‚alt‘ aus, um Surfer zu sein und am Samstagmorgen Müll sammeln zu gehen? Irgendwie schon… Tatsächlich war es nur eine Seniorenreisegruppe auf dem Weg nach Glücksburg. Unsere Leute standen ein Stückchen weiter. Deutlich weniger, aber zum Glück am Banner und an den Müllgreifern erkennbar. Ein bunter Haufen, der an diesem sonnigen Tag etwas gegen die Verschmutzung der Meere tun wollte.

Die Surfrider Foundation ist eine weltweit in Japan, Australien, USA, Marokko, Brasilien, Argentinien und Europa tätige NGO (Non Governmental Organisation), die sich zum Thema Meeresschutz engagiert. Ursprünglich wurde sie 1990 von Weltmeister Tom Curren in Frankreich gegründet, um die Meere, Küsten und Wellen zu schützen und zu erhalten. In Europa gibt es circa 35 lokale Ableger, sogenannte Chapter. Der europäische Hauptsitz ist in Frankreich, dort befinden sich auch etwa die Hälfte der europäischen Chapter. Der Rest ist verteilt in Schweden, Norwegen, Finnland, Bulgarien, Holland, Belgien etc. und eben auch die Surfrider Foundation North Germany bei uns.

Yvonne und Marcel, ein junges Paar, hatten alles organisiert und auch für sie war es das erste Mal unter dem Namen der Surfrider Foundation. Privat sammeln sie regelmäßig Müll auf, den andere liegen gelassen haben. Beim Spaziergang im Wald oder eben wie an diesem Tag am Meer. Auch die Seashepherd T-Shirts ließen schon erahnen, dass ihnen der Ozean ganz besonders am Herzen liegt. Auf die Frage, was der Anlass für ihr Engagement sei, antwortete Yvonne kurz und knapp „Liebe zum Meer“.

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Unsere kleine Gruppe wartete noch ein wenig in der Hoffnung auf mehr Andrang. Leider vergebens, aber so wurde es ein familiärer Morgen, die Sonne strahlte, perfekt um etwas für Karma und Umwelt zu tun. Wir waren 15 Mann, Alter zwischen 9 Monaten und 45 Jahren. Wirklich surfen taten eigentlich nur wir beide und ein weiterer Student. Der Rest bestand aus Müttern mit Kindern und weiteren Freiwilligen. Yvonne und Marcel waren eher zufällig auf die Surfrider Foundation gestoßen, als sie auf der Suche nach einer unterstützenden Dachorganisation waren, um mehr Menschen anzusprechen. An die Surfrider Foundation kann sich jeder wenden. Sie beantworten Fragen zu umweltrelevanten Dingen, helfen Menschen, die sich engagieren wollen, kommunizieren und unterstützen beim Mobilisieren von Beach oder River Cleanups. Auch Kooperationen und Lobby Aktionen stehen bei ihnen auf der Agenda. Ziel ist es „sich zu engagieren, Menschen zum Thema Meeresschutz zusammenbringen und Vorbild sein“, sagte mir Rainer Uhl von der Surfrider Foundation North Germany.

Wir setzten uns in Bewegung, alle mit Müllgreifer und Tüten bewaffnet, die Kinder haben durchsichtige bekommen, um ihre Funde genauer anschauen zu können. Das Ganze sollte ja auch Spaß machen und ist gleichzeitig ein Appell an den bewussteren Umgang mit unserer Erde.
Was wir hauptsächlich fanden waren Zigarettenstummel. Am Rand der Promenade, im Gras und an den Bootsstegen. Das Aufräumen war vor allem eine Herausforderung an die Feinmotorik. Gar nicht so einfach die kleinen Teile mit dem Müllgreifer zu erwischen. Positiv überrascht war ich, dass weniger große Teile aus Plastik oder ähnliches herumlagen, vor allem waren es die kleinsten Teile, Zigaretten, Kronkorken und Styroporkügelchen. Vielleicht liegt es an der Stadtreinigung oder es gibt tatsächlich eine positive Entwicklung und die Menschen lassen weniger liegen als noch vor einigen Jahren. Es sei denn es ist klein, dann vergessen wir uns doch, schnell ist das Bonbonpapier davon geweht, der Kronkorken weggeschnippt und die Kippe auf dem Boden ausgedrückt, es ist ja auch zu einfach. Dennoch landen laut dem Umweltprogramm der UN jährlich 6-7 Millionen Tonnen Plastik im Meer, was 75% des Meeresmülls ausmacht. Dabei kommt die meiste Verschmutzung durch die Schifffahrt, wenn etwas über Bord geht und durch Länder deren Standards bei der Müllbeseitigung zu niedrig sind, weshalb ein Großteil im Meer entsorgt wird.

Liegt der Müll aber erstmal auf dem Boden, landet er früher oder später im Meer. Der Wind trägt ihn dorthin und am Ende verfangen sich Seevögel und andere Meerestiere darin. Fische halten die Kleinstteilchen für Nahrung und verhungern oder ersticken. Am Ende landet der Müll so bei uns auf dem Teller. Der Wind ist auch der Grund, warum wir uns im Mai Mitten in Flensburg am Hafen getroffen haben und nicht wie eigentlich beim Beach Cleanup üblich am Strand. Von der Promenade oder sogar von den umgebenden Straßen wird der Müll ins Wasser geweht und treibt von da an im Meer. Gleichzeitig wird am Hafen grade bei Stürmen viel Müll angespült und so können wir ihn aufsammeln bevor er sich wieder ins Meer aufmacht.

Die Surfrider Foundation North Germany wurde im Sommer 2011 in Hamburg gegründet und dem Bedarf entsprechend auf Norddeutschland erweitert. Besonders an diesem Chapter ist, dass es im Gegensatz zu vielen anderen in Europa eine sehr lange Küstenlinie hat (Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern). Mittlerweile ist das Chapter aber über diese Küsten hinaus in ganz Deutschland aktiv, denn Fakt ist, dass 80% des Meeresmülls überregional durch die Flüsse vom Land ins Meer gespült werden. Abgesehen davon werden lokale Spots umweltpolitisch vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Bei uns in der Nord- und Ostsee ist der Einfluss von Seeschifffahrt mit Fangnetzen von besonderer Relevanz.

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Unsere Gruppe lief die Hafenspitze ab und sammelte alles auf, was sie in die Hände bekam. Manchmal war es auch leicht kurios. Zum Teil fragten wir uns doch, ob wir vielleicht doch einen Hausstand entdeckt hatten, man will ja nicht die sorgsam zusammengetragenen Dinge eines Obdachlosen mitnehmen. Zwischendurch wurden wir gefragt ob wir 1 € Jobber seien, dass wir das alles an solch einem schönen Wochenende freiwillig machten erstaunte die Fußgänger. Viele waren begeistert und versicherten uns wie toll und wichtig diese Arbeit ist. Eine Mülltüte nehmen und mithelfen wollten sie trotzdem nicht, sie hatten was vor und waren in Eile. Von Biertrinkenden am Hafen wurden wir gefragt ob wir hier Sachen klauen, vielleicht war es doch ein Hausstand? Insgesamt macht es aber tatsächlich Spaß! Wir unterhielten uns, lernten uns etwas kennen, redeten über die Umwelt und das Meer und freuten uns ein bisschen, dass wir den Tag so gut genutzt haben. Schmunzeln musste ich, als Yvonne mir während sie auf Steinen rumturnte und Plastik aus dem Wasser und zwischen den Steinen rausfischte, erzählte, dass sie eigentlich Angst vor Wasser hat und auch nicht Schwimmen mag. Die Liebe zum Meer und seiner Schönheit ist aber stärker, so ist das eben.

Schmerzlich war es zu sehen, dass man kaum etwas erreicht hat. An manchen Müll kam man einfach nicht ran oder man blieb eine halbe Stunde an einer Stelle hängen und hat es trotzdem nicht geschafft alles wegzusammeln. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist, so schafft man mit der Aktion trotzdem mehr Bewusstsein. Für einen selbst, aber vielleicht auch für die Fußgänger, die an uns vorbei gelaufen sind und uns zugeschaut haben. Am Ende hatten wir nach ein paar Stunden mehrere Müllsäcke voll und hatten uns unsere kalte Cola verdient.

Beach Cleanups gibt es mittlerweile häufiger in Schleswig-Holstein, besonders in Kiel, Hamburg auf Fehmarn und Sylt finden sie regelmäßig statt.

Bei Interesse könnt ihr mal hier schauen:

Surfrider Foundation: http://www.surfrider.org

Surfrider Europe: http://www.surfrider.eu/en.html

Surfrider North Germany: http://surfriderfoundation.de

Geplante Beach Cleanups: http://www.initiativesoceanes.org/index.php?lang=2

Übrigens finde ich Boyan Slats Projekt ‚The Ocean Cleanup‘ klasse: Hier gehts zum Video!