„Welcome Ocean Lovers“. Drei Wörter, die mich anspringen, von all der Dekoration der Ocean Film Tour in der Umgebung des studentischen Geradeaus im Audimax der Flensburger Uni. Drei Wörter, die aus den Individuen hier versuchen eine Gruppe zu formen, ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen. Für mich ist es das erste Event der Ocean Film Tour und ich bin mir nicht ganz sicher mit welcher Erwartung ich hierher gekommen bin. Es ist Freitagabend, halb sechs und fast Sommer draußen. Drinnen bestimmt die Nüchternheit einer universitären Veranstaltung die Atmosphäre. Gepaart mit der Lockerheit aller möglichen Wassersportarten. Eine ungewöhnliche Mischung.
Die Ocean Film Tour
Die International Ocean Film Tour ist bereits in ihrer zweiten Ausgabe in Deutschland unterwegs und macht das erste Mal einen Stopp in Flensburg. Dabei sind einige Kurzfilme oder gekürzte Versionen längerer Streifen. Zwei etwas planlose Ruderer auf dem Weg von Westaustralien nach Mauritius, Windsurfer auf der Suche nach dem dicksten Sturm beim Red Bull Storm Chase, Höhlentaucher auf den Bahamas, ein Haufen richtig guter Wakeboarder, die Doku (R)evolution, die von der Versauerung der Meere erzählt und na klar auch ein wenig Surfen mit Ausschnitten aus Attractive Distractions. Einzigartig macht den Stopp der Ocean Film Tour in Flensburg eine Podiumsdiskussion zum Thema Plastik in den Weltmeeren mit prominenter Besetzung. Moderiert durch Lars Abromeit von der Geo diskutierten Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck, Rainer Uhl von der Surfrider Foundation und Polar-Abenteurer Arved Fuchs.
Der Abend fängt gut an, es hat etwas von Surffilmnacht. Noch einmal heißt es „Welcome Ocean Lovers“ und dann geht es los. Distractive Attractions läuft als erstes und ist einer von vielen Surfpornos. Aber ein guter. Um uns herum gibt es viel Staunen, von den anwesenden Schulklassen, Rentern, letztlich allen Nichtwassersportlern. Doch hin und wieder auch von denen, die Surffilme bereits kennen. Danach wird es ernster, (R)evolution macht deutlich, dass es schlecht steht um das, was hier alle lieben. Die Versauerung der Meere, ausgelöst durch co2, ist für die meisten von uns kaum sichtbar und deshalb umso gefährlicher. Ein Gefühl von Hilflosigkeit breitet sich in mir aus, das auch in der anschließenden Diskussion bestehen bleibt.
Plastik und nicht co2 ist das Thema, auch ein Problem, nur viel sichtbarer. Es gelangt vom Land über Flüsse oder von Schiffen ins Meer und zersetzt sich dort in viele, kleinere Teile und schwimmt in großen Müllteppichen auf dem Meer oder wird von Fischen für Futter gehalten. Die Folgen sind fatal und wer noch einen Beweis braucht, schaue sich nur einmal die Strände aller Weltmeere, die abseits der Touristenpfade liegen und nicht jeden Morgen gesäubert werden, an.
Das Plastikproblem ist den Diskussionsteilnehmern und uns eigentlich schon lange klar und doch gibt es keine große Lösung des Problems. So sinnvoll jeder Beach Clean Up auch ist, kann Müllsammeln am Strand alleine das Problem nicht lösen. Das sagt auch Umweltminister Habeck überraschend deutlich, der klar macht, dass die Lösung solcher Probleme eigentlich eine politische Aufgabe sei. Mit nicht einmal viel Geld könnte weltweit bedeutend weniger Plastik vom Land ins Meer entsorgt werden, wenn denn nur der Wille da wäre. Die G7, die sich wenige Tage später am anderen Ende Deutschlands trafen, würden dieses Problem recht günstig und schnell lösen können. Haben sie jedoch nicht.
Mit allen diesen Gedanken im Kopf geht es in die zweite Hälfte des Abends. Zurück zu denen, die auf so unterschiedliche Weise die Ozeane als Spielwiese nutzen. Wirklich eindrucksvolle Bilder von Windsurfern in Bedingungen, die von uns Wellenreitern nicht surfbar sind und trotz Segel mit Style auseinander genommen werden. Die Gewissheit, auch ohne viel Ahnung den Indischen Ozean mit Muskelkraft überqueren zu können und dadurch eine ganz neue Einstellung zum Leben zu gewinnen. Und schließlich wird zumindest mir bewusst, dass wir tatsächlich alle das Eine sind, Ocean Lovers. Wir mögen sonst meist nicht viel von einander mitbekommen, von den Höhlentauchern, Wissenschaftlern, denen die nur gerne am Strand sitzen, ja nicht einmal den Windsurfern, doch ziehen wir wirklich alle unsere Energie aus dem Meer.
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