Der 13. Oktober 2012 war ein Tag, den ich wohl nie vergessen werde. Alle Forecasts waren sich einig, dass auf der westlichen Hälfte der Nordsee ein starker Westwind Wellen produzieren sollte, während über der östlichen Hälfte ein konstanter Ostwind wehte. In dieser Form passiert das sehr selten. Meistens dreht der Wind, der die Wellen produziert hatte und beschert uns dann ein paar schöne leftovers. Besser ist nur ein Atlantikswell, der es bis zu den Riffen von Thy schafft. Dieses Mal war es aber echter „Nordsee-Groundswell“. Als Isa und ich uns dann morgens mit Freunden aus Kiel aufmachten, wussten wir alle nicht recht, was uns erwarten würde. Zwar hatten wir alle relativ viel Erfahrung mit Forecasts und der Nordsee, doch nicht mit so einer Vorhersage.
Als wir in die Nähe von Hvide Sande kamen machte sich zunächst erste Enttäuschung breit. Die Windmühlen und dänischen Flaggen zeigten Wind direkt aus West an. Doch dann, kurz vor Hvide Sande kam die Überraschung: Windstille. Die Hoffnung kam zurück. Ich drückte noch ein wenig mehr aufs Gas und als wir Thorsminde passierten, zeigten die Mühlen auf einmal Ostwind an. Der Offshore war da. Nur wenige Kilometer weiter, am Spot unserer Wahl mit der langen Treppe an der Kirche, brauchten wir jetzt nur noch den Swell.
Als wir auf den Parkplatz, von dem wir schon einen Blick auf die Nordsee werfen konnten, kamen, sah ich zunächst keine Wellen. Doch das änderte sich. Nur kurz darauf zeichnete sich ein Set ab, dass sich vor unseren Füßen aufbaute und neben einer der vielen Molen zu werfen begann und dann nahezu perfekt nach links laufend bis an den Strand brach. Trotz grauem Himmel und einigen Schauern konnte die anderen zwei Jungs nichts mehr an Land halten. Mich auch nicht. Der Channel führte neben der Mole direkt raus zum Peak und während des Paddelns wurde mir erst bewusst, wie glassy das Wasser um mich herum war. Beim ersten Set saßen wir noch leicht falsch, doch schon das zweite war Wahnsinn. Takeoff, dann die Wahl, kurze, steile Rechte oder lange Linke und dann ein Ritt mit nicht für möglich gehaltener Power bis auf den Strand. Das Bild wiederholte sich für uns alle nun die nächsten drei Stunden, während wir die meiste Zeit dieses Samstags sogar alleine im Wasser blieben. Erst nach fast zwei Stunden kamen überhaupt mal andere Surfer hinzu.
Fotos: Lars Bumke, Isabell Jetchev, Clemens Schmidt