Die ADH Open 2016 sind Geschichte. Über 1000 Studenten haben Strand und Heats wieder gegen Hörsaal und Seminare eingetauscht. Zeit für uns ein Fazit der Veranstaltung zu ziehen, der Etiketten anhaften wie „german Springbreak“ und „größtes deutsches Surfevent“.
Bevor es aber ans Eingemachte geht, sind hier zunächst die Fakten: Von über 1000 Studenten setzte sich das Starterfeld von 191 Surfern zusammen, die an nur drei Contesttagen durch den Wettbewerb gepeitscht wurden. Als Sieger aus diesen hervorgegangen sind bekannte Gesichter wie Alex Tesch, der nach 2014 und 2015 das Triple in der Open Class holte, Favoriten wie Valeska Schneider, Siegerin in Open Women und ganz knapp vor Isa auch in Longboard Women, und der Überraschungssieger auf dem Longboard Florian Trometer.
Die ADH Open 2016 sind nicht bloß Deutschlands größtes Surfevent, die Veranstaltung trägt jährlich auch eine Menge Zündstoff in die deutsche Surfgemeinde. Der Graben verläuft zwischen wettkampforientieren Surfern, die eine solche Bühne genießen und jenen, die deutsches Partyvolk nicht an für die französischen Locals gesperrten Stränden sehen wollen.
Das Niveau der ADH Open
Immer mal wieder wird in der deutschen Surfgemeinde der Vorwurf laut, mit dem Niveau der Teilnehmer der ADH Open sei es nicht besonders weit her. Gerade in der ersten Runde der Open Men seien zu viele Teilnehmer mit kaum Erfahrung am Start. Demgegenüber steht die Liste der Finalteilnehmer, die so auch in einer Endrunde der deutschen Meisterschaften gegeneinander antreten könnten.
Deutsches Surfen bewegt sich nicht auf einem internationalen Niveau und auch kaum auf dem Level anderer Europäer. Als Vergleich mit der Studentenmeisterschaft taugt nur die kleinere deutsche Meisterschaft, die neben den besten deutschen Studenten vor allem von jenen lebt, die mit deutschem Pass im Ausland groß geworden sind. Das Niveau derjenigen, die dieses Glück nicht hatten, steigt jedoch von Jahr zu Jahr, das zeigen die eng beieinander liegenden Scores hinter der Riege der geseedeten Topfavoriten. Und wer in einem Contest keine Straighthander oder Nosedives sehen möchte, der komme dann bitte einfach zur zweiten Runde.
Die Stimmung
Die ADH Open leben neben dem Wettkampf vor allem von ihren Partys und Veranstaltungen. Dass einige sich bereits tagsüber auf der Wiese zwischen den Bungalows volllaufen lassen, mag für andere ärgerlich sein. Am Strand haben sich dennoch jeden Tag mehrere hundert Studenten versammelt und bieten den Teilnehmern damit die wahrscheinlich größte Bühne ihres Lebens um ihr Können auf den Brettern zu beweisen.
Das Drumherum oder auch Rahmenprogramm war die vergangenen Jahre durch einen Gegeneinander von „Wiese“ und „Partylocation“ geprägt. 2016 gelang der Übergang vom einen zum anderen mit der offiziellen Nachtruhe, auch wenn die Stimmung auf ihrem vorzeitigen Höhepunkt zunächst abgesägt wurde.
Die Wellen
191 Teilnehmer in vier Klassen bei einer Woche Waiting Period sind eine Herausforderung, besonders an ungeschützten französischen Beachbreaks. Der Forecast machte dazu noch nicht allzu viele Hoffnungen auf Wellen, die sich von jenen in der heimischen Nordsee unterscheiden würden. Nur ab Mitte der Woche bestand Hoffnung auf Besserung.
Wenn sich zu den schwierigen Wellenbedingungen dann noch eine Sandbank gesellt, die bei Flut nicht mehr als einen auf Sand brechenden Shorebreak bereithält und bei Ebbe zu Close-Outs neigt, dann wird gutes Surfen schwierig. Brauchbare Bedingungen gab es somit vor allem früh, spät oder Freitag.
Die Organisation
Früh, spät und Freitag sind nicht die Zeiten, die für den Contest vorgesehen waren. Die „Night of the Champs“ ist auf den ADH Open eben traditionell am Donnerstag. Dass die einzelnen Scores des Nordpodiums wohl nie mehr veröffentlicht werden, ist wohl ebenfalls als eine der Traditionen der ADH Open zu verbuchen.
Nicht immer zur Geschichte der ADH Open gehörten die sperrigen Begriffe Flexiblität und Freundlichkeit. Das ist 2016 glücklicherweise anders. Sogar Langschläfer und Nachgemeldete durften problemlos noch starten. Wenn die ADH Open 2017 dann nicht noch zeitgleich mit dem Pines and Beach Festival stattfinden, freuen wir uns sogar sehr auf nächstes Jahr!
Der Hexenkessel von Seignosse während der Finals
Uni Kiel im Gesamtranking auf Platz 2
Isas 2. Platz Longboard Women
Teilweise der Surf während des Contests
Fehlendes Interesse der Uni Kiel
ADH Open vs. Pines and Beach