Wenn ich Surfern begegne, frage ich mich oft, wie und wo haben sie es gelernt. Wie hat alles angefangen, was hat sie motiviert und wie hat sich ihr Leben um diese Leidenschaft entwickelt. Ich denke für viele, die nach den ersten Malen auf dem Brett dabei bleiben, verändert sich etwas im Leben, Prioritäten werden verschoben. Das weckt meine Neugier. Hier könnt ihr lesen, wie alles bei mir angefangen hat.
Das aller erste Mal stand ich tatsächlich auf Hawaii auf einem Surfbrett. Nach einer kleinen Odyssee durch verschiedene Surfshops kamen meine Mutter und ich mit einem Hawaiianer ins Gespräch, der jemanden kannte. Ein paar Stunden später hatte ich diesen jemanden tatsächlich gefunden und er gab mir ein Longboard und nahm mich mit ins Wasser. Ich war 16 und im Paradies. Tatsächlich stand ich an diesem Tag gleich drei Wellen und sie waren gefühlt endlos. Ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen.
Nach Hawaii ging’s erstmal für ein Jahr nach Texas. Das absolute Gegenteil – karge Trockenheit, weit weg vom Meer (trotzdem ein wunderbares Jahr). Dieses erste Surferlebnis konnte ich dennoch nicht vergessen. Auf wundersame Weise schaffte dieses Thema es immer wieder in meine Paper und Speeches in der Schule. Und ich wusste, im fernen Deutschland war Clemens und der war doch jedes Wochenende und in den Ferien mit seinem Vater in Dänemark. Als ich mich für mein Auslandjahr verabschiedete mit der Absicht erstmal eine Woche auf Hawaii zu verbringen, drückte er mir noch das Buch „Endloser Sommer“ in die Hand. Ständig schmökerte ich in den Kurzgeschichten und fragte mich, wann ich wohl wieder dieses Gefühl haben würde. Dieses endlose Gleiten. Die Freiheit. Das Grinsen, das nichts und niemand wegwischen kann.
Wieder in Deutschland wollte ich sofort mit nach Dänemark. Und musste feststellen, dass die stürmische Nordsee eben nicht das gleiche ist wie die entspannten, hüfthohen Wellen im Sonnenschein Hawaiis. Es dauerte. Es gab sehr viel Weißwasser und oft Wind. Einen Kurs habe ich nie gemacht. Manchmal war es unendlich frustrierend. Aber aufgeben wollte ich nie. Dafür war es einfach zu großartig.
Zunächst fuhren wir noch zu zweit im Fiat Punto in den Norden, mit zwei Longboards auf dem Dach und ich in einem alten Neo von Clemens, der an den Armen viel zu weit war. Irgendwann kam der erste eigene Neo, das erste eigene Brett, die erste grüne Welle (in der Heimat) und vor allem der Bus und uns konnte nichts mehr aufhalten. Nach dem Abi ging es das erste Mal für längere Zeit weg und in den Süden. Gleichzeitig wurden die Trips an die Nordsee immer häufiger, es waren großartige, saubere Tage dabei. Dänemark hat einen ganz besondern Platz in meinem Herzen erhalten und ich mag das Surfen in kalten Gewässern. Dazu kommen aber auch immer wieder Ausflüchte nach Portgal, Frankreich oder Spanien.
Beim Longboard bin ich seither geblieben. Nach kürzere Brettern sehne ich mich höchstens, wenn ich einen weiten Weg mit meinem Brett unter dem Arm überstehen muss, am besten noch bei starkem Wind. Vielleicht hat das Longboard auch mit den Anfängen zu tun. Hawaii, die Geburtsstätte des Wellenreiten auf unglaublich langen Holzplanken. Dann die ganzen alten Geschichten in „Endloser Sommer“ aus Hawaii und Tahiti und Jack Londons Reisen. Das Gleiten und der Tanz mit und auf dem Brett. Ein schier unglaubliches Gefühl im Einklang mit dem Meer.
Surfen ist für mich mehr als nur der Moment, indem ich im Wasser sitze, auf die nächste Welle warte, sie anpaddle und aufspringe. Es ist Freiheit. Dem alltäglichen Leben davonfahren, Wellen und Glücksmomente finden. Natur, Inspiration, fremde Länder und neue Orte, Geschichten erleben, die man später einmal erzählen kann. Ein sehr besonderer Teil sind die Menschen, denen ich dabei begegne. Kurze Begegnungen können schon zu einmaligen Freundschaften werden, die mich unglaublich inspirieren. Es sind Andersdenkende, Glückliche, Optimisten, Reisende, Neugierige, Lebensfrohe. Auf der Suche nach ihrem persönlichen Paradies und mache haben es sogar schon gefunden, zumindest für den Moment.